2013-01-01

Agnes Tieze: Von Herkules gekrönt (2004)

Endlich hinweisen möchte ich auf diese schöne kunstgeschichtliche schrift:

Agnes Tieze: Von Herkules gekrönt. Die Idealprospekte Jan und Rymer van Nickelens für Landgraf Karl. (Staatliche Museen Kassel. Monographische Reihe Bd. 13). Kassel 2004.

Gut geschrieben, umsichtig illustriert und (er)kenntnisreich!

Den ausgangspunkt der untersuchung bilden 8 großformatige ideale ansichten des kasseler bergparks, die Jan van Nickelen und sein sohn Rymer für landgraf Karl von Hessen-Kassel zu beginn des 18.jh. anfertigten. Die gemälde gehören heute zum bestand der Museumslandschaft Hessen Kassel (Galerie Alter Meister).

Auf den seit 1716 entstandenen gemälden sind ausgeführte, geplante und ideale zustände, wobei immer weiter vom westlichen Herkules-monument "weggezoomt" wird, und so eine immer größere park- und schlossanlage aus einer vogelperspektive dargestellt wird. Das innovative dieser art der darstellung verortet Tieze überzeugend in der barocken kunstgeschichte. Weiterhin kann sie im rückgriff auf unterschiedliche überlieferungsreste wie die fragmente bzw. abbildungen einiger holzskulpturen die ikonographie des Herkules-monuments entschlüsseln und seine bedeutung überzeugend darlegen ("Glorifizierung des Landgrafen als Friedensfürst", s.67).

Bergpark Wilhelmshöhe Kassel Herkules 550-vff
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Auch wertvoll, weil erstmals alle bekannten bzw. neu in archiven gefundenen dokumente zu Jan van Nickelen und seinem sohn Rymer zusammengestellt werden und ein werkverzeichnis beider publiziert wird.

Jan van Nickelen ist seit 2011 in der englischen Wikipedia vertreten, ohne dass dort die vorliegende schrift berücksichtigt worden wäre. In der deutschen Wikipedia fehlen auch jetzt, nach mehr als 8 jahren, einträge zu den beiden Nickelens noch immer, obwohl Tiezes monografie an anderer stelle gelistet wird: dort im artikel zum Bergpark Wilhelmshöhe werden die neuen erkenntnisse jedoch nicht aufgenommen; auch im artikel zum Herkules-monument sucht man vergebens und der artikel zu Landgraf Karl ist mehr als ärmlich.

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